schwerpunktthema
Digitalisierung
Die Digitalisierung bietet für die Pflegebranche und die Eingliederungshilfe enorme Potenziale. Durch technische Innovationen und digitale Vernetzung können Prozesse optimiert und die Qualität der Versorgung nachhaltig verbessert werden. Besonders im Fokus steht die Telematikinfrastruktur (TI), die eine effiziente und sichere Kommunikation zwischen allen Akteuren im Gesundheitswesen ermöglichen soll. Der Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) hat klare Forderungen und Positionen, um den Mittelstand und die Unternehmen optimal auf diese Herausforderungen vorzubereiten.
Digitalisierung: Chancen und Herausforderungen
Die Digitalisierung in der Pflege umfasst eine Vielzahl technischer Entwicklungen, die von der elektronischen Pflegedokumentation über digitale Bewohnerverwaltung bis hin zu sensorbasierten Lösungen zur Vermeidung von Stürzen oder freiheitsentziehenden Maßnahmen reichen. Durch den Einsatz digitaler Systeme können zeitaufwändige Routinearbeiten reduziert werden, wodurch Pflegekräfte entlastet und mehr Zeit für die direkte Pflege am Menschen gewonnen werden kann.
Jedoch stellt die Integration digitaler Technologien für viele Pflegeunternehmen, insbesondere kleinere und mittelständische Betriebe, eine große Herausforderung dar. Diese Unternehmen müssen nicht nur in die entsprechenden technischen Systeme investieren, sondern auch ihre Mitarbeitenden entsprechend schulen und fortbilden, um digitale Lösungen effektiv nutzen zu können. Hier sieht der VDAB dringenden Handlungsbedarf.
Die Telematikinfrastruktur: Notwendigkeit zur Vernetzung
Die Telematikinfrastruktur (TI) soll das Rückgrat einer digitalen Vernetzung im Gesundheitswesen bilden. Sie ermöglicht den sicheren Austausch von Daten zwischen Ärzten, Krankenhäusern, Apotheken, Pflegeeinrichtungen und weiteren Akteuren. Besonders in der Pflege könnten durch eine Anbindung an die TI zentrale Abläufe, wie die Überleitung von Patienten zwischen Krankenhaus und Pflegeheim, erheblich vereinfacht werden.
Der VDAB fordert, dass die Pflegebranche aktiv in die Entwicklung und Umsetzung der Telematikinfrastruktur eingebunden wird. Bislang waren die Pflegeeinrichtungen häufig außen vor, wenn es um die Gestaltung und Implementierung dieser Technologien ging. Der Verband kritisiert, dass die E-Health-Initiativen der Bundesregierung von vornherein die Pflegebranche weitgehend ignorierten. Hier müsse ein Umdenken stattfinden, um die Pflege als wichtigen Akteur in das digitale Netzwerk einzubinden.
Forderungen des VDAB für eine erfolgreiche Digitalisierung und TI-Anbindung.
Einbindung der Pflegebranche in die Telematikinfrastruktur
Der VDAB fordert, dass die Pflegebranche gleichberechtigt in die Entwicklung und Nutzung der TI integriert wird. Pflegeeinrichtungen müssen nicht nur angeschlossen, sondern auch aktiv in der Gestaltung und Umsetzung beteiligt werden. Dies erfordert klare Richtlinien, Schnittstellen und eine gemeinsame Sprache zwischen den Sektoren.
Abbau technischer und organisatorischer Hemmnisse
Viele Pflegeunternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe, stehen vor erheblichen technischen und organisatorischen Hürden bei der Digitalisierung. Der VDAB fordert, dass diese Hemmnisse durch staatliche Förderungen, Beratungsangebote und praxisnahe Lösungen abgebaut werden. Besonders wichtig ist die Schaffung einheitlicher technischer Standards, um eine reibungslose Integration in die Telematik-Infrastruktur zu gewährleisten.
Digitale Kompetenz und Schulungen für Pflegekräfte
Der Erfolg der Digitalisierung steht und fällt mit der Bereitschaft und den Fähigkeiten der Pflegekräfte, die neuen Technologien zu nutzen. Der VDAB sieht es als unerlässlich an, dass Mitarbeitende umfassend geschult und in die Digitalisierung eingebunden werden. Hierbei sollten vor allem benutzerfreundliche und praxisnahe Lösungen im Vordergrund stehen.
Sektorenübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation
Eine zentrale Forderung des VDAB ist die Förderung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen. Die digitale Überleitung von Patienten darf nicht an technischen Schnittstellen oder an bürokratischen Hürden scheitern. Der VDAB fordert, dass auf Bundesebene die Grundlagen für eine gemeinsame Fachsprache und nahtlose Kommunikationswege geschaffen werden.
Datensicherheit und Datenschutz
Bei der Digitalisierung spielt der Schutz sensibler Patientendaten eine zentrale Rolle. Der VDAB fordert, dass bei der Einführung der Telematikinfrastruktur höchste Datenschutzstandards eingehalten werden. Dies umfasst nicht nur die technischen Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch klare Regelungen, wer auf welche Daten zugreifen darf. Gleichzeitig dürfen die Anforderungen an den Datenschutz nicht zu übermäßiger Bürokratie führen.
Refinanzierung der Kosten
Die Digitalisierung stellt Pflegeeinrichtungen vor einen erheblichen Investitionsaufwand, der sowohl die technische Ausstattung – einschließlich der Anschaffung von Endgeräten, Softwarelösungen und deren Integration in bestehende Systeme – als auch die Schulung des Personals umfasst. Eine adäquate Refinanzierung dieser Kosten ist daher unerlässlich, um eine nachhaltige und erfolgreiche Umsetzung der Digitalisierung in der Pflege zu gewährleisten.
Fazit: Digitalisierung als Chance
Die Digitalisierung und die Anbindung an die Telematikinfrastruktur bieten der Pflegebranche enorme Chancen, um die Pflegequalität zu steigern und Prozesse effizienter zu gestalten. Der VDAB setzt sich dafür ein, dass die Pflegebranche aktiv in diese Entwicklungen einbezogen wird und fordert gleichzeitig die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen, um den Mittelstand in der Pflege auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Durch gezielte Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung, Schulungen für Pflegekräfte und die Einbindung in die Telematikinfrastruktur kann die Pflegebranche die Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen und den zukünftigen Herausforderungen erfolgreich begegnen.