Um dem drohenden Ärztemangel in ländlichen Regionen zu begegnen,
soll das in Mecklenburg-Vorpommern laufende Modellprojekt zur Erprobung von Gemeindeschwestern in der ambulanten medizinischen Versorgung ausgeweitet werden. Von Juni 2007 bis Ende 2008 werden in drei weiteren Regionen Projekte gestartet, teilte das Sozialministerium am 26. April 2007 mit. Bereits in mehreren Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen wird der Einsatz von Gemeindeschwestern erprobt. Diese übernehmen klassische Leistungen der häuslichen Krankenpflege wie bspw. Verbandswechsel und Medikamentenvergabe, Blutdruck-, Blutzucker- und Pulsmessen sowie Insulingabe.
„Der größte Teil der Aufgaben einer Gemeindeschwester wird bereits von professionellen Pflegediensten erbracht“, betont Oliver Aitcheson, Leiter des ambulanten Fachbereichs beim Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB). „Mit den Gemeindeschwester-Projekten entsteht lediglich eine staatlich geförderte Konkurrenz zu den Pflegediensten.“ Eine folgenschwere Einschränkung der Tätigkeitsbereiche und des Auftragsvolumens ambulanter Dienste wäre die Folge. Der Einsatz von Gemeindeschwestern biete darüber hinaus keine dauerhaft finanzierbare Lösung, um dem Problem der ärztlichen Unterversorgung zu begegnen.
„Eine zukunftsfähige Strategie zur Sicherstellung einer wohnortnahen Versorgung der Patienten sehen wir in der Erweiterung des Kompetenzbereichs professioneller Pflegefachkräfte“, schlägt Aitcheson vor. „Bereits seit langem spricht sich der VDAB dafür aus, Krankenpflegekräfte dazu zu befähigen, etwa im Bereich der pflegerischen Prophylaxen eigenständig den Bedarf des Hilfebedürftigen zu erheben und entsprechende Verordnungen ausstellen zu dürfen.“ Durch diese geänderten Zuständigkeitsverteilungen könnte der drohenden Versorgungslücke in Regionen mit ärztlicher Unterversorgung weitaus effektiver begegnet werden, betont Aitcheson. Gleichzeitig werde durch diese Maßnahmen der Verwaltungsapparat verschlankt und Kosten eingespart. Da Pflegekräfte ihre Patienten vor Ort sehr gut kennen, könne auch die Basispflege besser koordiniert werden, so Aitcheson abschließend.