Im Rahmen eines Forums des Landesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) Nordrhein-Westfalen zum Thema „Reform der Pflegeversicherung“ trafen sich am Mittwoch in Essen Pflegeexperten und BKK-Mitarbeiter, um sich über das Reformvorhaben auszutauschen. Schwerpunkt der Veranstaltung war die Problematik der Pflegestützpunkte und Pflegeberater. Stephan Baumann, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB), schilderte auf dem Podium die Position seines Verbandes zum Aufbau der Stützpunkte:
„Die geplanten Pflegestützpunkte sehen wir mit großer Skepsis. Ihr Aufbau und die Einführung von Pflegeberatern werden Kosten in neunstelliger Millionenhöhe verschlingen.
Zehn Jahre lang hielt der Gesetzgeber den Beitragssatz zur Pflegeversicherung mit Blick auf die Lohnnebenkosten stabil. Mit der im Rahmen der Pflegereform beschlossenen Beitragssatzsteigerung von 0,25 Prozentpunkten sollte endlich der finanzielle Pool für die Leistungen der Pflegeversicherung ausgebaut werden. Gleichzeitig erwartet die Öffentlichkeit eine nachhaltige Verbesserung der Pflegesituation in Deutschland. Die Mehreinnahmen werden nun jedoch für den Aufbau tausender von Pflegestützpunkten verpulvert – und finanziert wird dies alles vom Beitragszahler. Bei den hilfebedürftigen Menschen kommt letztendlich nur wenig an. Durch den Aufbau unnötiger bürokratischer Strukturen wird versäumt, die Leistungen für Pflegebedürftige auszuweiten.
Natürlich ist eine umfassende Beratung und Information des Bürgers über sämtliche Möglichkeiten und Notwendigkeiten im Pflegefall wichtig. Dies wird jedoch durch die bereits heute bestehenden Beratungsstrukturen gewährleistet. Der Aufbau von Pflegestützpunkten führt lediglich zu ausufernder Bürokratie und zusätzlichen kostspieligen Personalstrukturen. Darüber hinaus werden Betroffene und Angehörige als völlig unselbstständig dargestellt.“